Die folgenden Aufnahmen stammen alle aus privater Quelle und aus der Zeit von 1920-1930 :

Wohnsitz der Herren von Büdesheim
Die Geschichte des "Dalberger Hofes": Ein Vortrag der Heimatfreunde "Die Byrtze"

BÜDESHEIM (red) - Um die Geschichte des ehemaligen "Adeligen Hof" in der Unnergass, im Volksmund "Dalberger Hof" genannt, drehte sich ein Vortrag von Heinz Jung im Rahmen des "Historischen Stammtisches" des Vereins "Die Byrtze. Die Heimatfreunde Büdesheim wollen mit Lichtbildervorträgen und in offenen historischen Stammtischrunden die Geschichte des Stadtteils aufarbeiten.

800 Jahre Geschichte:

Wieder lebendig wurde die über 800 Jahre alte Geschichte des "Dalberger Hofes" - von den Anfängen bis zum unrühmlichen Ende 1970. Das Anwesen war neben der Burg Wieneck Wohnsitz der Herren von Büdesheim. Anhand eines Lageplanes erklärte Heinz Jung die baulichen Gegebenheiten des einstmals stolzen und geschichtsträchtigen Gebäudes. Interessant auch, etwas über die Geschichte der verschiedenen Eigentümer des Gebäudes zu erfahren, angefangen vom Lehensmann Philipp von Hohenfels, den Edel-leuten Brageiß von Büdesheim bis Caspar Erlenhaupt von Saulheim. Ein Nachkomme dieses Geschlechtes verkaufte im Jahre 1537 das Anwesen an Friedrich Cämmerer von Worms, genannt von Dalberg. Von diesem Zeitpunkt an wurde das große Hofgut der einstigen Herren von Büdesheim "Dalberger Hof" genannt. Er blieb bis zum Jahre 1708 in Besitz der Familie von Dalberg. Dann verkaufte Franz Eckbert Cämmerer von Worms, Freyherrn von und zu Dalberg, den Besitz an das Mainzer St. Stephansstift. Letzter Hofmann des "Dalberger Hofes" war ein Martin Brück, der Gründer der in Büdesheim noch häufig vertretenen Familie Brück.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhundert bewirtschaftete die Familie Kollei das Gut in Erbpacht, das während der französischen Revolution dem Volkseigentum der Gemeinde Büdesheim zugeschlagen wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Wirtschaftsgebäude des "Dalberger Hofes" mit den großen Stallungen abgerissen und an der Straßenfront zur Rathausstraße 1855 ein Schulhaus errichtet. Die durch den Abriss frei gewordenen Flächen nutzte man als Schulhof, vom Anwesen selber blieb nur das Hauptgebäude mit Torturm und einer großen Scheuer stehen. Das Hauptgebäude diente der Lehrerschaft dann jahrzehntelang als Wohnung, bis es nach dem Zweiten Weltkrieg als Notunterkunft für mehrere Familien genutzt wurde.

Die Planungen für den Wiederaufbau des nach hinten gebauten neuen Schulhauses, welches am Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt wurde, waren letztendlich auch das Todesurteil für den "Dalberger Hof". Mit der Begründung, der Wohnflügel sei baufällig, wurde 1953 das Hauptgebäude des abgerissen. Das Torhaus mit dem Treppenturm blieb zu- nächst erhalten, bevor der heruntergekommene Gebäudetorso des einstmals stolzen "Dalberger Hofes" im Frühjahr 1970 abgerissen wurde. Die angedachte Erweiterung des Schulgebäudes zur Rathausstraße hin wurde nie umgesetzt.

Gemeindlicher Bullenstall:

Die Scheuer des "Dalberger Hofes" wurde zunächst an einem Mineralwasser-Hersteller verpachtet, bevor sie bis Anfang des 20. Jahrhundert als gemeindlicher Bullenstall und dann bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhundert als Feuerwehrhaus Verwendung fand. Auch dieses Gebäude fiel 1996 nach dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses an der "Byrtze" dem Bagger zu Opfer.

© Jürgen Körner