Alte Straßenbrücke (Rochusberg-Ockenheim):


Alte Straßenbrücke über alte Trasse

Alte Straßenbrücke über der alten Trasse, diese Brücke war noch bis Anfang 2004 befahrbar.




Aus einer Pressemitteilung zum aktuellen Zustand der Brücke vom 2. Februar 2004: (Quelle wohl die AZ):

"Sperrung der Wirtschaftswegebrücke in der Verbindung Rochusberg/Ockenheim
über die ehemalige Bahnlinie entlang der B9
"

"Die Überprüfung des Bauzustandes an der genannten Wirtschaftswegebrücke zeigt das Vorhandensein umfangreicher Schäden, so dass seitens der Bauverwaltung nicht mehr verantwortet werden kann, diese Brücke mit motorisierten Fahrzeugen und landwirtschaftlichen Maschinen befahren zu lassen. Die Brücke wird umgehend für den Fahrzeugverkehr, ausgenommen Radfahrer, gesperrt. Für die betroffenen Feldanlieger besteht eine Umfahrungsmöglichkeit über die Kreisstraße 9 (Büdesheim-Ockenheim) und über die Kreisstraße 11 (Gaulsheim-Ockenheim). "


Mein Kommentar:

Im Hinblick auf die umfangreichen Rückbauungen der letzten Jahre an der alten Bahntrasse (z.B. das Schleifen der alten Bahndämme, Zerstörung der alten Brückenköpfe über die Nahe) wird auch dieses Bauwerk innerhalb kürzester Zeit wohl ersatzlos verschwunden sein. Diese Bauwerk wurde fast 90 Jahre alt.

Und die alte Fußgängerbrücke, die die alte Bahntrasse ca. hundert Meter weiter westlich quert? Vielleicht wird auch dieser letzte Zeuge der alten Bahntrasse mit der "Modernisierung" der Straßenbrücke ebenfalls verschwinden.




Am 01.08.2004 konnte man an dieser Brücke die folgende Situation feststellen: Die alte Bahntrasse im Bereich der Brücke bis hin zur B9 wurde von Bäumen und Gestrüpp befreit und planiert. Nun konnte man das alte, jetzt freistehende Bauwerk in seiner Gesamtheit fotographieren. Es wurde damals im selben Zeitraum errichtet wie die alte Fußgängerbrücke, man erkennt dieses an der gleichen Bauausführung der Brückengeländer. Die Bauwerkschäden sind recht massiv und somit dürfte die Brücke wohl abgerissen und durch einen Damm ersetzt werden. Die nachfolgenden Bilder sind vielleicht die letzten eines lange Zeit vernachlässigten Bauwerkes.



Brücke von der B9 aus gesehen
Brücke von der B9 aus gesehen

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Massive Schäden an den Tragenden Teilen
Massive Schäden an den Tragenden Teilen

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Weitere Pressemitteilungen zur Brücke:

Aus der AZ vom 4. März 2004 Seite 9:

Wie teuer wird Sanierung?
Rochusweg-Brücke über die ehemalige Bahntrasse ist altersschwach


cts. -BINGEN "Hoffentlich wird diese Brücken-Sanierung nicht so teuer, wie die Ambrosiusbrücke über die Gleise" (Damals kostete deren Instandsetzung wegen des Spezialkran-Einsatzes über 600000 Mark). Wie ein Stoßgebet geht der Satz der Oberbürgermeisterin an ihre Bau-Fachleute der Verwaltung. Die schütteln eifrig den Kopf. Aber eines steht fest: Die Brücke über die ehemalige Bahntrasse zwischen Ockenheim und Rochusberg (an der B 9) ist derart altersschwach, dass sie mindestens bis Jahresende gesperrt bleiben muss.

Die umfangreichen Schäden an der Wirtschaftswegebrücke über die ehemalige Bahnlinie an der B 9 sind bereits seit einigen Jahren bekannt. "Gegenüber den früheren Untersuchungen haben die Schäden derart zugenommen, dass wir die Brücke umgehend sperren mussten", erläutert Michael Peter vom städtischen Bauamt den Mitgliedern des Bauausschusses. Die Begrenzung auf fünf Tonnen Gewicht sei zudem in der Vergangenheit von den Wegebenutzern - hauptsächlich Winzern - nicht eingehalten worden.

Soll die Brücke abgerissen und neu gebaut, oder ein Damm aufgeschüttet werden? Was ist die günstigste Variante? Steht die Brücke unter Denkmalschutz? Was sagen die Naturschützer? Derzeit stimmt das städtische Bauamt Sanierungsideen mit anderen Ämtern ab: der Landespflege, der Denkmalpflege, oder wie gestern mit dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Worms. Viel Aufwand für eine kleine Brücke.

"Derzeit versuchen wir die Kosten zu ermitteln", so Peter. Hat das Brückchen ein gemeinsames Fundament mit der B9-Brücke, sind also die Widerlager verkoppelt, dann ist der Bund an den Sanierungskosten beteiligt. "Wenn der Bund mit im Boot ist, dann wird es dieses Jahr garantiert nix mehr mit einer Sanierung", winkt SPD-Fraktionschef Till Müller-Heidelberg ab. "Rodungsarbeiten sind aus Naturschutzgründen erst im Herbst wieder möglich", dämpft auch der städtische Baudirektor Wolfgang Müller-Schuh die Hoffnung des Ausschusses auf schnelle Reparatur. Franz Roos, Vorsitzender der CDU-Fraktion, zitiert erste Winzer-Reaktionen: "Sie sind ungehalten über die Sperrung."

Das Kempter Ratsmitglied Rudi Wernersbach schaut deshalb bange auf den Herbst: "Diese Wegeverbindung ist für die Lese extrem wichtig". Feldanlieger müssen für die Zeit der Sperrung weite Umwege in Kauf nehmen und über die Kreisstraßen 9 (Büdesheim -Ockenheim) und 11 (Gaulsheim - Ockenheim) zu ihren Weinbergen fahren.

Übrigens bleibt die Brücke am Fuße des Rochusweges während der Sperrung für Radler, Jogger und Spaziergänger weiterhin passierbar.



Pressebild

Für den Fahrzeugverkehr gesperrt: die Brücke über die alte Bahntrasse zwischen Rochusberg und Ockenheim. Bild: hbz/Bahr



Aus der AZ vom 20. September 2004 Seite 9:

Winzer sind sauer über weite Umwege
Feldweg-Brücke gesperrt / Stadt: Haftungsgrund


cts. BINGEN Seit Jahresbeginn ist die Feldweg-Brücke über die B 9 am Fuß des Rochusweges gesperrt; jetzt sogar für Radler, Jogger und Spaziergänger. Winzer müssen Umwege in Kauf nehmen. "Fast jeder Büdesheimer Winzer sowie viele Kempter und Ockenheimer sind von weiten Umwegen zu ihren Wingerten belastet", weiß Heinz Grünewald, Betroffener und engagierter Vertreter seiner Berufskollegen.

Das unscheinbare Brückchen über die ehemalige Bahnlinie an der B 9 sei für die Winzer eine zentrale Wegeverbindung zu ihren Weinbergen diesseits und jenseits der Straße. Die Begr6uuml;ndung der Stadtverwaltung für die Sperrung: Die Br6uuml;cke sei brüchig und halte schweren Lasten nicht mehr stand. "Wir können nicht verantworten, dass ein Traktor mit Hänger die Brücke befährt", so Pressesprecher Jürgen Port.

Aber wie altersschwach muss eine kaum 20 Meter lange Brücke sein, dass sie sogar Radfahrer und Fußgänger nicht mehr trägt? Eine eigens zu den Schäden in Auftrag gegebene Expertise von Gutachtern hat ergeben, dass auch die Geländer marode sind. Die Stadtverwaltung führt Haftungsgründe für die Sperrung an. Die Schäden am Brückchen sind der Verwaltung bereits seit einigen Jahren bekannt, so hatte das Bauamt im März gegenüber dem Bauausschuss eingeräumt. Doch bis zum Eintreffen des Gutachtens blieb unklar, welches Ausmaß die Schäden genau haben.

In der nächsten Bauausschuss-Sitzung am 30. September werden das Gutachten und mehrere Sanierungsmöglichkeiten vorgestellt. Abreißen und neu bauen? Oder einen Damm aufschütten? Das sind die grundsätzlichen Alternativen. Nach der Erfahrung mit der Instandsetzung anderer unscheinbarer Brücken im Stadtgebiet - die Ambrosius-Brücke über die Gleise an der Mainzer Straße zwischen Kempten und Bingen verschlang satte 300000 Euro - hält sich die Stadtverwaltung mit Kostenschätzungen extrem zurück.

Die Winzer machen inzwischen Druck. Sie brauchen den Weg insbesondere in der Lesezeit für den Einsatz schwerer Maschinen. "Die Sperrung sollte sich nicht in die Länge ziehen", plädiert Heinz Grünewald für rasche Entscheidungen und endlich ein sichtbares Handeln.

Bislang wurden nur Bäume und Gebüsch im angrenzenden Graben gerodet. Vor dem kommenden Jahr sei ganz realistisch nicht mit Baumaßnahmen am Brückchen zu rechnen, informiert die Stadtverwaltung auf AZ-Nachfrage.




Aus der AZ vom 7. Oktober 2004 Seite 9:

Goldene Brücke ins nächste Schwarzbuch?
Neue Verbindung zwischen Feldwegen soll 1,1 Millionen Euro kosten/Entscheidung vertagt


BINGEN Ein schmales Brückchen über eine längst aufgegebene Bahnschneise entpuppt sich als horrende Kostenfalle: Unglaubliche 1,1 Millionen Euro würde die Sanierung der 20 Meter langen Feldwegbrücke am Fuße des Rochusberges kosten. Eine Verbindung zwischen Feldwegen wohlgemerkt, bis vor ein paar Monaten von Winzern, Joggern und Radfahrern benutzt wurde. Der Bauausschuss vertagte angesichts der Zahlen jetzt die Entscheidung.

Von unserer Mitarbeiterin Christine Tscherner

Den meisten Ausschussmitgliedern erscheinen selbst 400000 Euro für eine "Billig" -Variante mit Abriss und Dammschüttung zu teuer. Die Brücke bleibt vorerst mit Bauzäunen und Erdwall gesperrt. Das muss auch sein, denn die 1906 errichtete Stahlbeton-Konstruktion ist laut Bauexperten sogar für Spaziergänger und Radler zu gefährlich. So hält beispielsweise das Brückengeländer nicht mehr den in deutschen Normen vorgeschriebenen Druck aus.

Und im Innern, so referiert Diplom-Ingenieur Wolfgang Peitz (IBC) jetzt im Ausschuss, sei die Brücke so kaputt, dass sie die Traktoren der Winzer nicht mehr tragen könne. Aufwändige Betonkern-Bohrungen und Flugrost-Untersuchungen ergaben: Die Brücke ist nur mit einem Aufwand von 1,1 Millionen Euro zu retten. Die Ausschuss-Runde stöhnt an diesem Punkt laut auf. Auch die zweite Möglichkeit, Abriss und Bau einer Ersatzbrücke für 600000 Euro, erscheint abwegig teuer. Bliebe die vom Experten aus Mainz vorgeschlagene Variante drei: 400000 Euro für Abriss und Entsorgung der Altbrücke inklusive Aufschütten eines Damms. "Warum lassen wir die alte Br6uuml;cke nicht stehen und schütten den Damm drumherum", fragen CDU. Das würde wenigstens die Abrisskosten sparen. Auch Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen zweifelt, "ob wir uns ein Erneuern dieser Brücke überhaupt leisten können".

Die nächste Querungsmöglichkeit der B 9 ist nahe. Nur 300 Meter seien es bis zum Schlittweg. Und zudem seien der Zustand und die Zukunft der anschließenden B9-Brücke ungewiss. 6quot;Die 400000 Euro sind an anderer Stelle im Stadthaushalt besser investiert", legt sich Hans-Jürgen Klöckner von der FWG fest. Die Kempter Bauausschussmitglieder Hanspeter Grünewald (CDU) und Rudi Wernersbach (SPD) führen dagegen Winzer-Interessen und die überregionale Radverbindung als Argumente an.

"Wie viele Menschen nutzen den Weg eigentlich?", will FDP-Mann Hasso Mansfeld wissen. Und sein Vergleich mit rumänischen Brücken macht zumindest nachdenklich. "Für Fußgänger, Radler und die kleinen Holder der Winzer müsste die Brücke doch zu öffnen sein", überlegen Franz Roos, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion, und seine Mitstreiter laut.

Doch Ingenieur Peitz blockt rigoros ab: Mit ein paar Schrauben und Profilleisten sei die Überfahrt ebenso wenig zu sichern wie mit einer schmalen Bauzaun-Schneise. Ärgerlich für den SPD-Sprecher Till Müller-Heidelberg ist einmal mehr der Zeitverzug: "Wir wurden vom Bauamt schon vor neun Monaten informiert, dass die Brücke kaputt ist." Gravierende Mängel hatte das Bauamt bereits 1979 in einem Gutachten festgehalten. Baudirektor Wolfgang Müller-Schuh erklärt die lange Frist mit der Abstimmung von Behörden. Wird das kleine Brückchen der nächste Kandidat für das Schwarzbuch der Steuergeldverschwendung? Die Haushaltsberatungen bis Anfang November werden es zeigen. Kurios am Rande: Die Stadt kaufte die Brücke mit dem geschwungenen Bogen 1970 der Bahn für läppische 82 Mark ab. In der Senke führten einst Gleise Richtung Nahe, heute hat die Natur die abgeschiedene Böschung zurückerobert.



Pressebild

Den Mitgliedern des Bauausschusses stockte der Atem. Unglaubliche 1,1 Millionen Euro würde es kosten, die nicht mehr tragfähige Brücke auf dem Weg zwischen Kempten und dem Rochusberg wieder herzustellen Foto: hbz/Jörg Henkel


Mein Kommentar:

1.1 Mill. Euro für die Erneuerung dieser Brücke ist entschieden zu viel Geld. Diese Summe wird an anderer Stelle im Stadthaushalt viel sinnvoller eingesetzt werden können. Zumal eine neue Brücke zur Überbrückung eines anderen Verkehrsweges gar nicht nötig wäre. Selbst die Aufschüttung eines Dammes erscheint mit 400000 Euro Kosten sehr hoch angesetzt. Im Angesicht der fehlenden finanziellen Mittel wäre es sinnvoll, diese Brücke für den Kfz-Verkehr dauerhaft zu sperren und ggf. die B9 Überquerung ca. 300m weiter westlich als Ersatzüberweg für die Winzer herzurichten. Für die nächsten 10-20 Jahren stellt die Brücke wohl keine Gefährdung Dritter dar und ist wohl auch noch in diesem Zeitraum für Fußgänger und Radfahrer nutzbar. Das Geländerproblem ließe sich durch eine einfache Rohrkonstruktion, welche auf der Fahrbahn vor dem alten Geländer montiert wird, lösen. Mit einer Durchfahrbreite von ca. 1.5m bis 2m hätte man somit nebenbei auch eine Sperrung für die Kfz-Durchfahrt gesorgt.

Wem diese Lösung nicht gefällt und dennoch die B9 an dieser Stelle queren will, muß sich fragen, ob er nicht selber an der Finanzierung des Bauwerkes oder einer Ersatzlösung teilnimmt. Mit Hilfe privatem Kapitales wurde schließlich auch die A31 Bottrop-Emden (Emslandautobahn) schon am 19.12.2004 komplett fertiggestellt und dem Verkehr übergeben. Die Übergabe war ursprünglich erst 2015 oder später vorgesehen.

Für die Kosten der Geländer und deren Anbringung werden sich sicher einige Sponsoren der hießigen Wirtschaft und privaten Vereinen/Personen finden lassen. Und falls die Stadt in 10 Jahren im Geld schwimmen sollte, kann man immer noch eine neue Brücke bauen lassen.




Aktueller Stand:

Seit Anfang September 2005 ist die Brücke nach einem Instandsetzungaufwand von rund 200.000 Euro wieder für den Verkehr freigegeben.




Hindenburg-Trasse

© Jürgen Körner